Sichtungen - Das Hegel-Projekt, eine Performance
im Atelier Regina Battenberg
von J.Marc Reichow mit Martina Seeber
am Sonntag, 30.Juni 2019 16 Uhr
s.56 ;es muß noch in ihrer eigen Bestimmung liegen, zu dem Sinnlichen herauszugehen und in demselben sich adäquat sein zu können…
s.57 Der Gedanke und die Reflexion hat die schöne Kunst überflügelt.
s.59 Die Kunst nun und ihre Werke, als aus dem Geist entsprungen und erzeugt, sind selber geistiger Art, wenn auch ihre Darstellung den Schein der Sinnlichkeit in sich aufnimmt und das Sinnliche mit Geist durchdringt.
In dieser Beziehung liegt die Kunst dem Geiste und seinem Denken schon näher als die nur äußere geistlose Natur.
s.60...durch einen bestimmten Inhalt ist auch die ihm angemessene Form bestimmt.
s.61 a)...das erste Erfordernis ist die genaue Bekanntschaft mit dem unermeßlichen Bereich der individuellen Kunstwerke alter und neuer Zeit…
...sodann gehört jedes Kunstwerk seiner Zeit…seiner Umgebung an...
s.72...wenn auch Talent und Genius des Künstlers ein natürliches Moment in sich hat, dasselbe dennoch wesentlich der Bildung durch den Gedanken, der Reflexion auf die Weise seiner Hervorbringung, sowie der Übung und Fertigkeit im Produzieren bedarf.
Denn ohnehin ist eine Hauptseite dieser Produktion eine äußerliche Arbeit, indem das Kunstwerk eine rein technische Seite hat, die bis gegen das handwerksmäßige sich hinerstreckt;
...desto tiefer soll er die Tiefen des Gemüts und des Geistes darstellen, die nicht unmittelbar bekannt, sondern nur durch die Richtung des eigenen Geistes auf die innere und äußere Welt zu ergründen sind.
s.73 Menschliches Interesse, der geistige Wert, den eine Begebenheit, ein individueller Charakter , eine Handlung in ihrer Verwicklung und ihrem Ausgange hat, wird im Kunstwerke aufgefaßt und reiner und durchsichtiger hervorgehoben, als es auf dem Boden der sonstigen, unkünstlerischen Wirklichkeit möglich ist. Dadurch steht das Kunstwerk höher als jedes Naturprodukt, das diesen Durchgang durch den Geist nicht gemacht hat.
s.74...welches das Bedürfnis des Menschen sei, Kunstwerke zu produzieren…das ebensogut zu unterlassen als auszuführen sei...
s.75 Der Mensch tut dies, um als freies Subjekt auch der Außenwelt ihre spröde Fremdheit zu nehmen...
s.76 Das allgemeine Bedürfnis zur Kunst also ist das vernünftige, daß der Mensch die innere und äußere Welt sich zum geistigen Bewußtsein als einen Gegenstand zu erheben hat, in welchem er sein eigenes selbst wiedererkennt. Das Bedürfnis dieser geistigen Freiheit befriedigt er, indem er einerseits innerlich, was ist, für sich macht, ebenso aber dies Fürsichsein äußerlich realisiert und somit, was in ihm ist, für sich und andere in dieser Verdopplung seiner zur Anschauung und Erkenntnis bringt.
s.81…das Kunstwerk steht in der Mitte zwischen der unmittelbaren Sinnlichkeit und dem ideellen Gedanken. Es ist noch nicht reiner Gedanke, aber seiner Sinnlichkeit zum Trotz auch nicht mehr bloßes materielles Dasein, wie Steine, Pflanzen und organisches Leben...
s.85 Auch der Prophet...sagte schon..“diese Bilder werden ihre Urheber verklagen am Tage des Gerichts“
s.85...daß bei bloßer Nachahmung die Kunst im Wettstreit mit der Natur nicht wird bestehen können und das Ansehn eines Wurms erhält, der es unternimmt, einem Elefanten nachzukriechen.
s.88 „Nihil humani a me alienum puto“
s.428 Seine Produktion nämlich zeigt sich als das freie Tun des besonnenen Menschen, der ebensosehr weiß, was er will, als er kann, was er will und der sich also weder in Ansehung der Bedeutung und des substantiellen Gehalts, den er zur Anschauung herauszugestalten gedenkt, unklar ist, noch sich durch irgendein technisches Unvermögen in der Ausführung gehindert findet.
s.734...unterscheidet sich die Malerei am meisten von Skulptur und Architektur, indem sie mehr in die Nähe der Musik tritt und aus der bildenden Kunst her den Übergang zu der tönenden macht.
s.738Im Licht beginnt die Natur zum erstenmal subjektiv zu werden...
s.739...die Malerei entbehrt die dritte Dimension nicht etwa, sondern verwirft sie absichtlich, um das bloß räumlich Reale durch das höhere und reichere Prinzip der Farbe zu ersetzen.
s.740...das jedoch als Kunstwerk ebensosehr ein in sich beschlossenes Ganzes sein und sich in dieser Abschließung nicht als ein bloß zufälliges Aufhören und Begrenzen, sondern als eine der Sache nach zueinander gehörige Totalität von Besonderheiten erweisen muß.
s.771 Die Ölfarbe erlaubt nicht nur das zarteste, sanfteste Ineinanderschmelzen und Vertreiben, wodurch die Übergänge so unmerklich werden, daß man nicht sagen kann, wo eine Farbe anfängt und wo aufhört, sondern sie erhält auch bei richtiger Mischung und rechter Auftragsweise ein edelsteinartiges Leuchten und kann vermittelst ihres Unterschiedes von Deck- und Lasurfarben in weit höherem Grade als die Temperamalerei ein Durchscheinen verschiedener Farblagen hervorbringen.
s.771...daß die Magie darin besteht, alle Farben so zu behandeln, daß dadurch ein für sich objektloses Spiel des Scheinens hervorkommt...daß sie ins Bereich der Musik herüberzugehn anfangen.
s.774...wie denn überhaupt die Barbaren ohnehin an einfachen lebhaften Farben, Rot, Blau usf., ihr Gefallen haben.
Aus: Hegel Ästhetik; Aufbau-Verlag Berlin, 1955